Jahr für Jahr testet die Fachzeitschrift „connect“ die deutschen Festnetze auf ihre Zuverlässig- und Leistungsfähigkeit. Nachdem im Jahr 2020 der Provider 1&1 im überregionalen und EWE im regionalen Vergleich die Testsiege für sich verbuchen konnten, hat sich das Blatt im Jahr 2021 wieder einmal gewendet. Nicht nur an der Spitze, sondern auch am Tabellenende. Denn Vodafone hat sich dazu entschlossen, den Festnetztest der „connect“ zu boykottieren. Dazu später mehr.
Telekom wieder besser als 1&1
Unter den überregional tätigen Festnetzbetreibern hat sich die Deutsche Telekom nach einer Niederlage im vergangenen Jahr zurück an die Tabellenspitze gekämpft. Der deutsche Marktführer konnte im Test vor allem mit einwandfreien Sprachverbindungen punkten. Aber auch Datenverbindungen überzeugen mit kurzen Ladezeiten der getesteten Webseiten. Im Bereich Web-TV ist die Telekom ebenfalls sehr gut unterwegs, die „connect“ sieht aber dennoch Steigerungspotenzial. Unter dem Strich konnte sich die Telekom 914 von 1.000 maximal möglichen Punkten sichern („sehr gut“).
Nur zwei Punkte schlechter und damit ebenfalls „sehr gut“: 1&1. Durch die Übernahme von Versatel im Jahr 2014 ist das Unternehmen schon seit einigen Jahren in der Lage, ein eigenes Festnetz-Angebot zu realisieren. Sprachverbindungen klappen laut „connect“-Test 2021 sogar etwas besser als bei der Telekom, dafür sind Datenverbindungen minimal langsamer. Dass 1&1 seinen Spitzenplatz aus dem Vorjahr nicht halten konnte, lag aber vor allem an der etwas schwächelnden Leistung bei Verbindungen zu Web-Services. Vor allem die Uploads zu Webhosting-Anbietern fielen ab. Hier verzeichnete 1&1 auf hohem Niveau das schwächste Ergebnis unter allen getesteten Anbietern.
Auch Festnetz-Angebot von O2 „sehr gut“, Vodafone-Ergebnis durch Schikanen belastet
Telefónica Deutschland, Muttergesellschaft der Marke O2, konnte sein Ergebnis aus dem Vorjahr weitgehend bestätigen. Mit insgesamt 859 Punkten ist auch dieses Festnetz mit „sehr gut“ bewertet, fällt gegenüber Telekom und 1&1 aber dennoch ab. Sowohl bei Sprach- als auch bei Datenverbindungen lieferten die Messergebnisse gute, aber eben schwächere Ergebnisse als bei der Konkurrenz. Bei den Datenverbindungen war das Telefónica-Netz sogar unter allen getesteten Anbietern am schwächsten unterwegs.
Und was ist mit Vodafone? In der Endabrechnung konnte sich der Netzbetreiber nur ein „gut“ mit 785 Punkten sichern, musste im Festnetztest dieses Jahres aber „außer Konkurrenz“ laufen. Hintergrund: Vodafone teilte gegenüber der „connect“ und Test-Partner zafaco zu Jahresbeginn mit, bis auf Weiteres nicht mehr am Festnetz- und Breitband-Test teilnehmen zu wollen. Vodafone prangerte nach Angaben der Tester an, dass die Messungen im Test die Erfolge beim Gigabit-Ausbau nicht angemessen widerspiegeln. Selbst mit Sonderkündigungen der für den Festnetztest vorgesehenen Anschlüsse soll Vodafone gedroht haben.
Die Folge: Vodafone konnte in diesem Jahr nicht im vorab an alle Teilnehmer kommunizierten Zeitraum auf die Probe gestellt werden. Stattdessen fand der Test an den Vodafone-Leitungen in einem vorgezogenen Auswertungszeitraum statt. Dadurch sind zwar nur tendenzielle Einordnungen möglich, die sich aber nach Erkenntnissen der Tester nur wenig von jenen Werten unterscheiden dürften, die im eigentlich vorgesehenen Testzeitraum gemessen worden wären.
Das Ergebnis: Vor allem bei Sprachverbindungen muss Vodafone sein Festnetz nach Einschätzung der Tester nachbessern. Vor allem erhöhte Aufbauzeiten bei allen Verbindungen zum und aus dem ehemaligen Netz von Unitymedia verhagelten das Ergebnis. Hinzu kam, dass Crowdsourcing-Analysen, Messungen aus Nutzertests über die Breitbandmessungs-Apps der Bundesnetzagentur, nur zu einem „ausreichend“ kamen. Und: Verbindungen zu verschiedenen Web-Services waren zwar „gut“, im Vergleich zum Wettbewerb aber trotzdem unterdurchschnittlich.
Regionale Anbieter: NetCologne trumpft auf
„Sehr gute“ Gesamtergebnisse konnten sich auch die regionalen Anbieter NetCologne, M-net und EWE sichern. In der Endabrechnung lagen zwischen den drei Netzen gerade einmal sieben Punkte. NetCologne und M-Net schnitten in der Endabrechnung mit 922 beziehungsweise 921 Gesamtpunkten sogar unter dem Strich besser ab als die Deutsche Telekom. Das lag vor allem an überragenden Werten bei Sprachverbindungen.
Pÿur (Tele Columbus) erreichte zwar in der Endabrechnung mit 840 Punkten nur ein „gut“, ist nach Angaben der Tester aber nicht mehr weit von einem „sehr gut“ entfernt. Das ist ein deutlich besseres Ergebnis als noch im Jahr 2020. In der Telefonie-Disziplin musste das Netz von Tele Columbus zwar Federn lassen, konnte dafür aber bei Datenmessungen zu einem Testserver im eigenen Netz die besten Werte im ganzen Test erringen.
Dem gegenüber stehen allerdings mäßige Crowdsourcing-Messungen, die verglichen mit den getesteten Wettbewerbern mit deutlichem Abstand am schlechtesten ausfielen. Verbesserungspotenzial gibt es auch bei Verbindungen zu vielen Web-Services.